Interview: Matej Mikusik

Eva Parth dos Santos‘ Idee für Mint Girls ist entstanden, als sie ihren zwei älteren Töchtern Kleidung kaufen wollte, die zu deren Interessen passt – doch Lastwagen und Raumschiffe sind auf Mädchenkleidern einfach nicht zu finden. Somit hat sie es sich mit Mint Girls zur Aufgabe gemacht, Kleidungsstücke zu entwerfen, die auch typische «Jungs-Sujets» abbilden. Wir haben Eva Parth dos Santos 10 Fragen gestellt.

Eva Parth dos Santos, wie kamen Sie auf die Idee, Mint Girls zu gründen?

Als sich meine damals dreijährige Tochter ein Kleidungsstück mit Planeten und Raumschiffen gewünscht hat, wurde ich nur in der Jungsabteilung fündig. Da schon in dem Alter die Schnitte der Mädchen- und Jungs-T-Shirts unterschiedlich sind, war sie sehr schnell nicht mehr mit einem Jungs-T-Shirt zufrieden.

 

Ist die Kinds-Bekleidung noch immer so klischeehaft?

Ja. Die Einteilung ist bis heute sehr eindeutig: Astronauten, Roboter und Autos für Jungs und Prinzessinnen, Feen und Einhörner für Mädchen. Ich möchte aber Mädchen die Wahl geben, welche Motive sie auf ihrer Kleidung tragen möchten. Anstatt Geschlechter-Stereotypen zu verbreiten, soll Mint Girls Mädchen beibringen, auch ihr Interesse für Technologie, Wissenschaft oder Mathematik auszuleben.

Kommen Sie aus der Modebranche oder welchen Background haben Sie?

Die Modebranche war komplett neu für mich – nach meinem Master in Management in Paris habe ich sieben Jahre bei der Zurich Versicherung als Projektmanagerin gearbeitet. Die Fähigkeit, Projekte zu managen, ist auf jeden Fall sehr hilfreich.

 

«Nichtbinär» und «genderfluid» sind Worte, die man immer öfter liest und hört. Würden Sie Ihre Kleidungsstücke als solche bezeichnen?

Genderneutrale Kleidung, dann vor allem in dezenten Farben gehalten, ist gerade sehr in. Meine Kleidung ist anti-stereotypisch, hat aber nichts damit zu tun, ob sich ein Kind einem anderen, beiden oder keinem Geschlecht zugehörig fühlt. Ich möchte Mädchen mehr Möglichkeiten bei ihrer Kleiderwahl geben und jeder Junge, der ein Kleid tragen möchte, ist auch herzlich willkommen.

Wie stehen Sie allgemein zu diesem Thema?

Jedes Kind soll sich entfalten können, wie es möchte. Ob das die Zugehörigkeit zu einem bestimmten, keinem oder beiden Geschlechtern ist oder die Interessen, Hobbies und Vorlieben in jeglichen Bereichen.

Gerade hat Eva Parth dos Santos ihre neueste Kollektion lanciert. Dabei stehen Superheldinnen und versteckte Eidechsen im Zentrum. Die bunt-verspielten Leggings und sind ab sofort im Webshop erhältlich.
 

Wie nachhaltig sind die Kleidungsstücke von Mint Girls? Wo wird produziert?

Die Kleidungsstücke werden aus Bio-Baumwolle hergestellt und in Portugal produziert. Auch sonst versuchen wir, Mint Girls so nachhaltig wie möglich zu gestalten, indem wir zum Beispiel darauf verzichten, dass jedes einzelne Kleidungsstück in Plastik verpackt ist – was leider immer noch die Norm ist.

 

Welche Feedbacks erhalten Sie von KundInnen UND deren Kids?

Die Bewertungen auf Google Maps und auf unserer Webseite sind mit 5.0 und 4.9 ausgezeichnet. Die KundInnen loben vor allem die Qualität und das weiche Gefühl des Stoffes. Die Mädchen finden vor allem die praktischen Taschen der Kleider und die Motive cool.

Welche waren die Herausforderungen beim Aufbau Ihres eigenen Brands?

Eine der schwierigsten Herausforderungen bis heute ist es, potenzielle KundInnen auf Mint Girls aufmerksam zu machen. Als Online-Shop «stolpert» selten jemand auf die Webseite, wie das bei einem physischen Laden der Fall sein kann. Man muss sich jeden Kunden hart erkämpfen.

 

Welche Pläne haben Sie mit dem Brand?

Mint Girls wird DIE Marke für anti-stereotypische Kleidung, mit vielen coolen Designs und immer wieder neuen Motiven. Die Ideen gehen mir so schnell nicht aus und sobald der Schweizer Markt zu klein wird, expandiere ich nach Europa.

 

Sind auch Buben-Kleider mit Girls Prints denkbar?

Absolut! Viele Jungs finden pinke Katzen und glitzernde Regenbogen auch cool.